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Die fast 60-jährige Geschichte des Betonwerks in Leopoldshagen

60 Jahre ATF Banner

​„Unser Betrieb kann auf eine lange Tradition zurückblicken“, heißt es aus der Geschäftsführung, mit Verweis auf das Gründungsjahr 1958 der damaligen PGH „Dachdecker“. Kurze Zeit später wurden hier bereits die ersten Terrazzoprodukte gefertigt. Später wurde die Genossenschaft in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt, der dem Baustoffkombinat Neubrandenburg mit Sitz in Malchin angegliedert war. Dieser hatte mehrere Kombinatsbetriebe an verschiedenen Standorten im ehemaligen Bezirk Neubrandenburg.

Der Betrieb in Leopoldshagen, der damals bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigte, stellte beispielsweise tausende Fensterbänke, Platten und Winkelstufen aus Terrazzomaterial für die WBS 70-Blöcke her, das am weitesten verbreitete Wohnbausystem im DDR-Plattenbau. „Mit diesen Produkten wurde der gesamte Norden der DDR beliefert“, berichtet die Unternehmensleitung. Aufgrund der damaligen Mangelwirtschaft waren diese Elemente ebenfalls bei Eigenheimbauern und Privatpersonen sehr begehrt. „So dienten auch manches Mal z.B. eine Trabant-Kurbelwelle oder eine Auspuffanlage als Tauschprodukte gegen Treppenstufen für den Bau des eigenen Heims.“

„Unser Werk, eines der kleinsten Betonwerke des Kombinats, existiert bis heute“, wird betont und auf den außergewöhnlichen Standort hingewiesen. Das Werk befindet sich nicht in einem Gewerbegebiet, sondern am Rande eines Dorfes mit Blick auf eine Weide.

Nach der Wende stellten die ehemaligen Eigentümer, die Genossenschaftsmitglieder, einen Antrag auf Rückübertragung des Betriebes, den die Treuhand bewilligte. Die Genossenschaft gründete 1990/91 zwei Unternehmen, die Genossenschaft „Betrieb des Terrazzo und Bauhandwerks e.G.“ sowie die Abwassertechnik GmbH Leopoldshagen. So konnte der Standort und ein Großteil der Arbeitsplätze gerettet werden. „An diesem Standort wurden in M-V nach der Wende mit als erstes Pflastersteine produziert“, wird berichtet.

Bereits 1999 wurden Investitionen in neue Maschinen und Produktionsanlagen getätigt, um den Standort zu festigen. Im Jahre 2002 fusionierten beide Firmen zur Abwassertechnik Terrazzo und Fertigteil GmbH Leopoldshagen. Das Unternehmen stellt Fertigteile für den Straßen- und Tiefbau sowie Sonderanfertigungen aus Betonwerkstein/Terrazzo für die Bereiche Denkmalschutz und für den architektonischen Bau von Sichtbeton her. Seit über 10 Jahren verfeinert der Produzent für Sichtbetonfertigteile sein Know-how in diesem Bereich. „Durch Sonderkonstruktionen als Alleinstellungsmerkmal und hochwertige Sichtbeton-Produkte können wir uns am Markt behaupten“, heißt es weiter. So findet man beispielsweise Betonfertigteile des Werkes sogar im Berliner Schloss Bellevue, und auch die Fundamente für die Natursteinpoller um den Reichstag kommen aus Leopoldshagen. Zudem werden verschiedene Schachtfertigteile sowie Rechteckbauwerke für die Abwasserentsorgung in der ATF GmbH Leopoldshagen produziert.

Das Unternehmen beliefert Händler und Betriebe mit Abwasseranlagen und Betonerzeugnissen, darunter ca. 150 Baustoffhändler von Hamburg bis Berlin. Heute ist das Werk einer der größten Arbeitgeber der Region und ermöglicht ebenso vielen Zulieferbetrieben konstante Aufträge. Allerdings sei auch der Preisdruck eine ständige Herausforderung, denn etwa 80 Prozent der Waren für den Abwasserbedarf werden nach Berlin geliefert, wo es entsprechenden Wettbewerb gibt.

Mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums M/V konnte im Jahre 2007 eine neue Produktionshalle errichtet werden. „Dies war ein wichtiger Meilenstein in unserer Geschichte“, wird betont, wobei der Besuch des Wirtschaftsministers aus Schwerin, der sich im Jahre 2015 wiederholte, auch als überregionale Wertschätzung angesehen wird.

Eine zusätzliche Einnahmequelle bietet die 2012 in Betrieb genommene und 2.500 Quadratmeter große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 240 KW.

„Unser Betrieb hat sich in der strukturschwachen Region am Markt behauptet. Ohne Unterbrechung hat er den Menschen seit 1958 Arbeit gegeben“, wird hervorgehoben. Derzeit sind ca. 25 Mitarbeiter beschäftigt, die alle aus der Region stammen, sich mit dem Betrieb verbunden fühlen und teilweise seit 30 Jahren hier tätig sind. „Unsere Mitarbeiter haben eine ganz besondere Beziehung zum Werk und wesentlich zum Erfolg des Betriebes beigetragen“, heißt es weiter. Selbstverständlich ist die ATF GmbH auch Ausbildungsbetrieb und hat bereits mehrere Lehrlinge zum Betonfacharbeiter oder zum Bürokaufmann/-frau ausgebildet.

„Das lebenslange Lernen stellt eine wichtige Grundlage für den Erfolg dar, um den täglichen Herausforderungen gewachsen zu sein“, wird betont.

Wichtig ist der Geschäftsführung der GmbH, die zudem Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft ist, die bis heute existiert und Eigentümer des Werkes ist, auch der soziale Aspekt. Während der Hochwasserflut an der Elbe legten die Mitarbeiter des Betriebes eine freiwillige Sonderschicht am Samstag ein und spendeten den Erlös an die Flutopfer. Des Weiteren sponsert die ATF GmbH in ihrer Region verschiedene Anlässe, auch die Kirchgemeinde, Sportvereine sowie die ortsansässige Freiwillige Feuerwehr.

Ein guter Kontakt besteht zur Diakonie Ducherow, um Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, in den Produktionsbereich zu blicken.

Die enge Zusammenarbeit mit Firmen der Region trägt ebenfalls zur Sicherung der dortigen Arbeitsplätze bei.

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